Du liebst Katzen, vor allem in der wilden Variante? Die im Wald lebende Wildkatze war in Deutschland lange ausgerottet. Heute haben sich dank zahlreicher Artenschutzprojekte wieder einige tausend Tiere angesiedelt. Mit der normalen Hauskatze hat das scheue Tier dabei nicht viel gemeinsam.
Wie du die Wildkatze aktiv unterstützen und ihr in ihrem Lebensraum Wald helfen kannst, erfährst du in diesem Artikel. Erfahre außerdem mehr zu wichtigen Fakten und interessantes Hintergrundwissen zur Wildkatze sowie deren typischen Eigenschaften.
Allgemeines zur Wildkatze
Typische Erkennungsmerkmale
Wildkatzen sind ähnlich wie Hauskatzen recht klein und maximal zwei bis sieben Kilogramm schwer.
Die Wildkatze hat ein sehr buschiges Fell, das im Winter sehr dicht und lang ist. Farblich ist dieses meist grau mit leichtem Gelbstich und hat eine leichte Tigerzeichnung. Bei den Jungtieren ist diese etwas ausgeprägter zu sehen ist.
Typisch für die Wildkatze ist ihr buschiger Schwanz mit dunklen Ringen, der am Ende stumpf ist.
Die Wildkatze hört und sieht sehr gut, was für die Jagd nach Beutetieren im dichten Wald vorteilhaft ist.
Wie pflanzt sich die Wildkatze fort?
Die Paarungszeit (Ranz) beginnt bereits im Januar und geht bis März. Nach etwa 65 bis 70 Tagen Tragezeit werden die Jungen dann der Zeit zwischen März und Mai geboren. Ein Wurf umfasst zwischen zwei und sechs Junge.
Überleben alle Junge nicht, paaren sich die Wildkatzen erneut. Diese Jungen können dann bis in den September hinein auf die Welt kommen. Um die Jungen zu schützen, werden sie von der Mutter mehrmals in andere Verstecke umgesiedelt.
Die natürlichen Feinde der Wildkatzen sind der Baummarder, Fuchs, Luchs und der Uhu. Sie haben es häufig auf den schutzlosen Nachwuchs abgesehen, wenn die Katzenmutter gerade auf Jagd ist.
Wildkatzen-Gattungen und deren Vorkommen
Zu den Wildkatzengattungen zählt die europäische Wildkatze, die afrikanische Wildkatze und die asiatische Wildkatze. Alle drei Gattungen werden in der folgenden Tabelle näher beschrieben.
Europäische Wildkatze | – auch Waldkatze genannt – vorrangig in Europa zu finden, aber auch in Anatolien sowie im Kaukasus – dichtes Fell – Streifenmuster (bei erwachsenen Tieren weniger ausgeprägt) – buschiger Schwanz – breite, stumpfe Schwanzspitze – 3 schwarze Kreise am Schwanzende |
Afrikanische Wildkatze | – auch Falbkatze genannt – lebt vorrangig in Afrika, auf der Arabischen Halbinsel, teilweise in Südwest-Asien – spitz zulaufender Schwanz – Ohren auf der Hinterseite rötlich gefärbt – unauffälliges Streifenmuster |
Asiatische Wildkatze | – auch Steppenkatze genannt – lebt im Iran, in Indien und Zentralasien – spitz zulaufender Schwanz – Rückseite der Ohren leicht rötlich – geflecktes Fellmuster |
Welche Unterschiede gibt es eigentlich zur Hauskatze?
Wildkatzen ähneln optisch den normalen Hauskatzen. Der Unterschied ist auf den ersten Blick vor allem bei den Jungtieren nicht immer zu erkennen.
Neben dem buschigen und stumpfen Schwanz mit unauffälliger Fellzeichnung unterscheidet sie sich im Verhalten. Ganz typisch ist ihr sehr scheues Wesen, dank dem die Wildkatze jeglichen Kontakt zum Menschen vermeidet.
Wo ist die Wildkatze typischerweise anzutreffen?
Wildkatzen leben in der Regel allein, wenn sie nicht gerade Junge aufziehen. Sie benötigen sehr große Reviere. Kater brauchen dabei weitaus größere Flächen als Weibchen. Wildkatzen benötigen zur Jagd möglichst viele Möglichkeiten zur Deckung, da sie als Überraschungsjäger blitzschnell zuschlagen.
Offen gewachsene Laub- und Mischwälder mit vielen Wiesen und Lichtungen sowie Ufer von Fließgewässern sind der bevorzugte Lebensraum der Wildkatzen.
Wildkatzen begegnen dem Mensch nur sehr selten. Am ehesten wirst du vielleicht mal Jungtiere antreffen. Am Tag schläft die Wildkatze in ihren Verstecken (z. B. Felsspalten Baumhöhlen, Totholz) und nachts geht sie auf die Jagd.
Auf dem Speiseplan der Wildkatze stehen Mäuse, Vögel oder kleine Hasen. Auch Insekten, Eidechsen, Frösche werden ab und zu verspeist.
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Wodurch ist die Wildkatze am meisten bedroht?
Etwa 6.000 bis 8.000 Tiere leben heute meist in Mittel- und Süddeutschland, eine weitere Ausbreitung weiter nördlich in Deutschland ist aber bereits zu beobachten. Leider gibt es viele Gefahren, die den Bestand dezimieren und die weitere Verbreitung der Wildkatze verlangsamen.
Erfahre hier mehr zu den häufigsten Bedrohungen, die den Wildkatzen das Überleben oft schwer machen.
Straßenverkehr
Der Verkehr der Bundesstraßen und Autobahnen fordert mit Abstand die meisten Opfer unter den Wildkatzen. Da die Reviere so groß sind, müssen sie häufig viel befahrene Straßen überqueren und werden dabei angefahren.
Gehen Jungtiere auf neue Reviersuche, sind die meisten Unfälle zu beobachten. Vor allem männliche Tiere brauchen sehr große Reviere und werden bei ihren Streifzügen oft überfahren.
Verwechslung mit der Hauskatze
Aus Unwissenheit und wegen der Ähnlichkeit verwechseln Menschen die Wildkatze öfter mit einer Hauskatze. Im Wald angetroffene Jungtiere werden dann mitgenommen, in der Annahme, dass es sich um ein entlaufenes Haustier handelt. Fällt der Irrtum später auf, ist es meist zu spät, die Tiere wieder an ihren Ursprungsort zu bringen.
Lebensräume schwinden
Die Reviere der Wildkatzen sind von Straßen durchkreuzt, auch natürliche Wälder werden immer weniger. In „aufgeräumten“ Wäldern finden die Wildkatzen nur wenig Unterschlupf und ausreichend große Reviere, die eine ungestörte Aufzucht ihrer Jungen ermöglichen.
Intensive Forstwirtschaft
In der Forstwirtschaft findet im Wald oft die sogenannte Holzpolter Anwendung. Dabei werden gefällte Bäume gesammelt, ordentlich gestapelt und bis zur Abholung im Wald gelagert.
Leider nutzen Wildkatzen diese Stapel gerne als Unterschlupf oder zur Aufzucht ihrer Jungtiere. Werden die Stämme dann verladen, kommen Tiere dabei zu Tode. Wird zudem auch Kleinholz im Wald gehäckselt, können darin verborgene Jungtiere oftmals nicht mehr flüchten.
Hohe Jungensterblichkeit
Aus einem Wurf mit vier Welpen schafft es meist nur eine Wildkatze bis ins Erwachsenenalter. Diese geringe Reproduktionsrate ist es, die diese Tierart auch weiterhin bedroht und Artenschutzmaßnahmen nötig macht.
Gut zu wissen: Die Winter werden milder durch den Klimawandel. Das hat zur Folge, dass mehr Mäuse überleben und Schäden an vielen Pflanzen anrichten. Eine stabile Population der Wildkatzen kann diesem Problem aktiv entgegenwirken.
So kannst du das Überleben der Wildkatzen sichern
Würdest du dich gerne aktiv einsetzen und der Wildkatze beim Überleben helfen? Hier findest du einige Tipps, wie du der Wildkatze allgemein und in bestimmten Situationen helfen kannst.
Unterstütze Artenschutzprojekte für Wildkatzen
Ob WWF, BUND e.V. oder Nabu – für den Erhalt der Wildkatzen setzen sich unterschiedliche Organisationen in Deutschland ein. Als Mitglied kannst du die Arbeit dieser Organisationen aktiv unterstützen.
Mitglieder bekommen zudem immer die aktuellsten Informationen und können sich auch aktiv an verschiedenen Artschutzmaßnahmen beteiligen. Zum Beispiel die Population beobachten und dokumentieren, Aufklärungsarbeit betreiben und Ähnliches.
Setze dich für sichere Überquerungen von Straßen ein
Viel befahrene Straßen sind für Wildtiere oft ein Problem. Indem du dich hier bei den Gemeinden für den Bau von sicheren Überquerungen einsetzt, kannst du viel erreichen.
Grüne Brücken, Tunnel und Umgehungswege sind Maßnahmen, die den Wildkatzen, aber auch vielen anderen Tieren mit einem großen Revieranspruch helfen.
Keine Holzpolter in der Aufzuchtzeit
Forstbetriebe sollten vor allem in der Zeit zwischen März und Mai ihre Holzstapel im Wald nicht verladen. Denn in dieser Zeit verstecken viele Wildkatzenmütter ihren Wurf darin und die Tiere könnten bei der Verladung getötet werden. Auch außerhalb dieser Zeit ist hier Vorsicht geboten, da manche Wildkatzen ihre Jungen auch bis in den Herbst hinein bekommen.
Am besten ist es, wenn die Forstmitarbeiter vor dem Verladen immer gründlich alle möglichen Verstecke kontrollieren. Gefundene Tiere sollten vorsichtig umgesetzt werden. Eventuell bringt die Mutter ihre Jungen selbst in ein neues Versteck, wenn man etwas abwartet.
Holzstapel sollten möglichst erst im Oktober abtransportiert werden, um keine Tiere zu gefährden. Die gleiche Vorgehensweise empfiehlt sich auch beim Schreddern von Totholzhaufen. Auch hier verstecken sich oft Jungtiere der Wildkatzen sowie viele andere kleine Tiere.
Wälder natürlicher gestalten
Ein aufgeräumter Wald sieht für manche Menschen sehr ordentlich aus, hat aber mit der Natur nicht mehr viel zu tun und bietet den Tieren kaum Unterschlupfmöglichkeiten. In vielen Forstbetrieben ist man deshalb dazu übergegangen, den Wald in seinem natürlichen Zustand zu belassen. Altes Holz bleibt liegen und wird nicht weggeräumt.
Ast- und Kronenmaterial, Windwurfflächen mit liegendem Totholz und umgekippte Wurzelteller sind ideal als Unterschlupf für Wildkatzen und ihren Nachwuchs geeignet. Sie sollten daher möglichst liegen bleiben, sofern sie keine wichtigen Waldwege versperren.
Setze dich in deiner Region dafür ein, dass die Wälder wieder zu mehr Natürlichkeit zurückgeführt werden. Kein Mensch und Tier braucht langweilige Monokulturen und aufgeräumte Wälder, sondern wieder mehr naturbelassene Lebensräume.
Wildkatzen in Ruhe lassen
Erwachsene Tiere triffst du nur selten an, da sie extrem scheu sind und dem Menschen aus dem Weg gehen. Jungtiere sind dagegen noch neugierig und ohne Mutter durchaus mal auf Erkundungstour.
Triffst du eine kleine Wildkatze, solltest du sie auf keinen Fall streicheln oder mitnehmen. Viele Menschen verwechseln sie leider mit Hauskatzen und wollen die vermeintlich herrenlose Tiere im Tierheim abgeben oder selber aufziehen.
Einmal aus dem Wald mitgenommen, lassen sich die Tiere nur schwer wieder zur Mutter zurückbringen. Wenn dir eine Katze im Wald begegnet, schau dir ihren Schwanz genauer an. Bei Wildkatzen ist dieser sehr buschig und am Ende stumpf. Lass die Tiere am besten in Ruhe, wenn sie gesund und munter wirken.
Verletzten Wildkatzen helfen
Hast du eine verletzte Wildkatze gefunden oder irren Jungtiere hilflos umher, weil die Mutter tot ist? In diesem Fall solltest du die Welpen in eine Aufzuchtstation bringen. Der Tierarzt ist nicht die richtige Stelle, da hier viele andere Tiere ein und aus gehen und Krankheiten auf die empfindlichen Wildtiere übertragen könnten.
Wichtig: Hast du eine tote Wildkatze gefunden? Dann informiere umgehend einen der zuständigen Naturschutzverbände oder Naturschutzbehörden, damit der Fund dokumentiert werden kann.
Vorsichtig fahren
Als Autofahrer kannst du vor allem durch vorsichtiges Fahren Wildtieren helfen.
In der Dämmerung und in der Nacht sind Wildkatzen auf Nahrungssuche. Fahre daher vor allem in Waldnähe nicht zu schnell und achte auf mögliche Tiere am Straßenrand.
Die Wildkatze in deiner Nähe
Welche Tipps hast du zum Schutz der Wildkatzen?
Eventuell ist dir im Wald schon mal eine Wildkatze begegnet? Was genau hast du beobachtet?
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