Gartenschläfer schützen – Wissenswertes und Tipps

Beim Gartenschläfer handelt es sich um einen kleinen Verwandten des Siebenschläfers. Leider ist er auch in Deutschland bereits aus vielen Regionen verschwunden.

Gartenschläfer ganz nah (Copyright Karsten Birk)
Copyright Karsten Birk

Das possierliche Nagetier ist nur in Europa vertreten, und zwar von Südportugal bis Russland. In vielen Ländern wie Finnland und Litauen gilt er bereits als ausgestorben und auch die Populationen in Deutschland nehmen stetig ab.

Hierzulande trifft man „Zorro“, wie der Gartenschläfer aufgrund seiner prägnanten Maske auch genannt wird, vornehmlich entlang des Rheins an. Alles Wichtige zu seinem Lebensraum und wie du dem Gartenschläfer aktiv helfen kannst, erfährst du in diesem Beitrag.

Allgemeines zum Gartenschläfer

Typische Erkennungsmerkmale

Der Gartenschläfer gehört zu den Schlafmäusen, auch Bilche genannt. Das markanteste Merkmal dieses kleinen Nagetiers ist seine auffällige schwarze Kopfzeichnung, wegen der es auch gern als „Zorro“ bezeichnet wird. Ansonsten besitzt er ein rotbraun-grau gefärbtes Fell sowie weiße Flanken. Auch die Unterseite des Körpers ist weiß.

Gartenschläfer haben eine Körperlänge von 12 bis 17 cm. Charakteristisch ist auch der lange Schwanz, der noch einmal 10 bis 14 cm messen kann.

Das Nagetier ist zudem ein echtes Leichtgewicht und bringt gerade einmal 45 bis 140 Gramm auf die Waage. Vor dem Winterschlaf kann das Gewicht auf bis zu 200 Gramm steigen.

An den Vorderfüßen hat der Gartenschläfer vier Ballen, an den Hinterfüßen sind es sechs.

Interessant: Das Wort „Bilch“ stammt aus dem Slawischen. Übersetzen lässt es sich mit „der Graue“. Ursprünglich wurde diese Bezeichnung nämlich nur für den Siebenschläfer verwendet.

Wie pflanzt sich der Gartenschläfer fort?

Der Gartenschläfer hält Winterschlaf von Oktober bis April. Direkt danach setzt die Paarungszeit ein. Die Weibchen machen durch lautes Pfeifen auf sich aufmerksam und bekunden den Männchen so ihre Paarungsbereitschaft.

Gartenschläfer in voller Länge (Copyright Karsten Birk)
Copyright Karsten Birk

Die Männchen sind nun ebenfalls sehr aktiv. Sie beginnen, untereinander aggressiv zu werden und fangen mit dem lautstarken Werben an. Das damit einhergehende Pfeifen, Quieken und Murmeln kann dabei schon einmal die ganze Nacht hindurch ertönen.

Gartenschläfer leben polygam. Daher bemüht sich ein Männchen um die Paarung mit möglichst vielen Weibchen. Kommt es zur Paarung, folgt eine Tragzeit von 21 bis 23 Tagen. Ein Wurf umfasst 4 bis 6 Junge. Diese werden allein vom Weibchen aufgezogen und sind nach ca. 40 Tagen schließlich selbstständig. Schon im Mai bringen die Weibchen die ersten Jungen zur Welt. Dies geschieht in Baumhöhlen und Nistkästen. Gartenschläfer bauen sich außerdem eigene Nester im Gebüsch.

Wer das Gartenschläfer-Männchen einmal während der Paarungszeit akustisch in Aktion hören möchte, findet unter hier eine interessante Audio-Aufnahme.

Welches Verhalten ist typisch für den Gartenschläfer?

Der Gartenschläfer ist dämmerungs- und nachtaktiv. Dies ist die Zeit, in der er sich auf Futtersuche begibt.

Zum Schlafen zieht er sich in selbstgebaute Schlafnester zurück, von denen ein Gartenschläfer oft mehrere hat und diese auch öfter wechselt. Als Baumaterial für die Nester dienen Laub und Moos sowie Gras und Federn.

Die Schlafnester werden bevorzugt in Bäumen oder Felsnischen erreichtet, aber auch in Baumwurzeln oder Erdlöchern. Gartenschläfer nutzen auch gern nicht mehr bewohnte Vogelnester, Eichhörnchenkobel und Mäusegänge als Unterschlupf. Bietet sich ein Holzstapel im Garten als Wohnung an, zieht der Gartenschläfer auch hier gern ein.

Zudem hält der Gartenschläfer einen ausgedehnten Winterschlaf, der von Oktober bis April dauert. Seinen Winterschlaf verbringt das Nagetier in Baumhöhlen, Felsspalten und Erdhöhlen, manchmal auch in Nistkästen, Mauern oder Gebäuden. Um den langen Winterschlaf gut zu überstehen, frisst sich der Gartenschläfer vorher eine dicke Fettschicht an. Während der Zeit des Winterschlafes sinkt die Körpertemperatur des Gartenschläfers auf bis zu 2 Grad Celsius.

Vorkommen der Gartenschläfer

Deutschlandweit ist der Gartenschläfer in verschiedenen Lebensräumen beheimatet. Im Südwesten Deutschlands findet man ihn in Weinbergen, Gärten und Obstplantagen. In Bayern etwa ist er bevorzugt in Wäldern in höheren Lagen zu finden. Auch die Hochlagen einiger Mittelgebirge (z. B. Bayerischer Wald oder hohe Fichtenwälder im Harz) gehören zum Lebensraum des Nagetiers. Das zeigt, wie anpassungsfähig die Verwandtschaft der Siebenschläfer ist

zwei Gartenschläfer suchen Futter (Copyright Karsten Birk)
Copyright Karsten Birk

Dies hat ihn jedoch nicht davor bewahren können, dass er in vielen Regionen Deutschlands bereits ausgestorben ist oder als vom Aussterben bedroht gilt. Den genauen Grund hierfür konnten Naturschützer bisher jedoch nicht herausfinden. Daher wurde vom Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland e.V. (BUND) in Zusammenarbeit mit der Senckenberg Gesellschaft und der Universität Gießen ein Projekt mit dem Namen „Spurensuche Gartenschläfer“ gestartet, Das Projekt untersucht Ausmaß und Ursachen der schwindenden Population der Gartenschläfer. Zudem soll es hierdurch möglich werden, ganz gezielt Maßnahmen zum Schutz des Nagetiers mit der Zorromaske  zu ergreifen.

Auch im restlichen Europa sieht um den Bestand des Gartenschläfers nicht sehr viel besser aus. Ursprünglich war dieser in weiten Teilen Europas zu finden, aber auch in vielen europäischen Ländern geht die Population mittlerweile stark zurück. Oder das Nagetier gilt bereits als ausgestorben – so etwa in Finnland, Litauen und der Slowakei. Einzelne Populationen sind nur noch in Slowenien, Polen und den Niederlanden zu finden. In anderen Ländern gilt der Gartenschläfer hingegen mittlerweile als selten, so in Kroatien, Österreich, Rumänien und der Ukraine.

Der Gartenschläfer verschwindet – und niemand weiß warum

Laut BUND hält der Gartenschläfer einen traurigen Rekord: Er weist in manchen Teilen Deutschlands und Europas den größten Populationseinbruch unter allen Nagetieren in den letzten 30 Jahren auf. In mehr als der Hälfte der Gebiete, in denen der goldige Nager ursprünglich zu finden war, ist er im Laufe des letzten halben Jahrhunderts einfach verschwunden.

Gartenschläfer auf der Hut (Copyright Karsten Birk)
Copyright Karsten Birk

Den Grund dafür will man nun herausfinden. Zwar hat der Gartenschläfer natürliche Feinde wie Greifvögel, Ratten, Marder und auch Hauskatzen. Diese allein erklären jedoch nicht den starken Populationsrückgang europaweit. Naturschützer halten prinzipiell auch andere Gründe als Auslöser für möglich, darunter der Klimawandel und ein veränderter Lebensraum.

Hinzu kommt, dass sich Gartenschläfer gern Streuobstwiesen, heckenreiche Gebiete und Flächen mit unterschiedlichem Gehölz als Heimat aussuchen, da sie zahlreiche Versteckmöglichkeiten bieten. Meist handelt es sich dabei jedoch um Gebiete, die nah an Siedlungen liegen. Die Wohnareale des Gartenschläfers schwinden so nach und nach, da immer neue Wohn- und Gewerbegebiete ausgewiesen und bebaut werden.

Wovon sich der Gartenschläfer ernährt

Bei Gartenschläfern handelt es sich um Allesfresser. Zu ihren bevorzugten Mahlzeiten gehören neben Insekten und Würmern auch Eier und Schnecken.

Ebenfalls auf dem Nahrungsplan zu finden sind Samen, Beeren, Kerne und Früchte sowie Knospen. Auf Nahrungssuche gehen die Schlafmäuse bevorzugt auf dem Boden.

Welchen Nutzen hat der Gartenschläfer für Mensch und Natur?

Indem sich der Gartenschläfer von verschiedensten Insekten ernährt, trägt er auf ganz natürliche Weise dazu bei, das Insektenvorkommen zu begrenzen.

Insgesamt handelt es sich bei dem kleinen Verwandten des Siebenschläfers um eine der eher wenig bekannten heimischen Tierarten, die bisher noch nicht ausreichend erforscht ist. Dennoch trägt der Gartenschläfer zur biologischen Vielfalt bei.


Dir gefällt, was du liest? Unser Newsletter hält dich 1x pro Quartal auf dem Laufenden.

An diese E-Mail-Adresse:

senden wir den Newsletter. Gut so?

(Inhalte, Frequenz, Datenschutz, Widerruf)
PS: Wir tracken nichts. Keine Clicks, keine sonstigen Aktionen.


Gartenschläfer schützen – diese Gefahren drohen

Die possierlichen Nagetiere sind einer Vielzahl an Gefahren ausgesetzt. Einige davon sollen im Folgenden zusammengefasst werden. Der genaue Grund für den starken Bestandsrückgang ist jedoch bisher noch nicht abschließend geklärt.

Schwindende Lebensräume

Die zunehmende Bebauung von Flächen macht es dem Gartenschläfer schwerer, sich in einem sicheren Umfeld mit ausreichend Versteckmöglichkeiten zurückzuziehen.

Landwirtschaft

Indem in der Landwirtschaft verstärkt Pflanzenschutzmittel und Insektizide eingesetzt werden, reduziert sich das Nahrungsangebot des Gartenschläfers.

Klimawandel

Auch der Klimawandel beeinflusst auf verschiedene Weise das Leben des Gartenschläfers. Steigt etwa durch den Klimawandel die Umgebungstemperatur, wirkt sich dies auf den Energiehaushalt von Kleinsäugern aus. Der Gartenschläfer ist ein Winterschläfer. Kann er nun während des Winterschlafs seine Körpertemperatur nicht mehr ausreichend stark herunterfahren, verbraucht er mehr Energie. Das kann dazu führen, dass der den Winterschlaf früher beenden muss – oder ihn gar nicht überlebt.

Natürliche Feinde

Auch natürliche Feinde wie Ratten, Greifvögel, Hauskatzen und Marder können der kleinen Schlafmaus das Leben schwer machen.

Gift

In Gärten ausgelegtes Rattengift vermag auch den kleinen Gartenschläfer zu töten.

So kann der Mensch den Gartenschläfern helfen

Die folgenden Maßnahmen sollen dir Inspiration und Tipps geben, wie du selbst dazu beitragen kannst, den kleinen Gartenschläfer zu schützen.

  • Verzicht auf das Auslegen von Rattengift im Garten
  • Natürliche Verstecke belassen und nicht zerstören (z.B. Baumhöhlen in Wäldern, Steinhaufen, Wildsträucher)
  • Wichtige Lebensräume für den Gartenschläfer erhalten, darunter vor allem Streuobstwiesen
  • Regentonnen abdecken, um das Risiko des Ertrinkens zu reduzieren
  • Entdeckte Gartenschläfer-Nester unberührt lassen und nicht umplatzieren
  • Tiere nicht beim Winterschlaf stören, da dies mehr Energie kostet und die Energiereserven durch Störungen schon vor dem Frühjahr aufgebraucht sein können
  • Gartenschläfer-Sichtungen dem BUND melden und so dabei helfen, die Forschung voranzutreiben und Schutzmaßnahmen vor Ort auszudehnen

Mehr über den Gartenschläfer herausfinden

Nur was man kennt, kann man auch schützen. Daher ist es für Naturliebhaber ein großes Anliegen herauszufinden, was genau die Population der Schlafmaus so drastisch zurückgehen lässt. Hierfür haben sich der BUND, die Justus Liebig Universität Gießen sowie die Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung zusammengeschlossen, um gemeinsam mit zahlreichen ehrenamtlichen Helfern mehr über den süßen Nager herauszufinden und so die bedrohte Art besser schützen zu können. Auch du kannst dich als ehrenamtlicher Helfer bei diesen Projekten engagieren.

Gartenschläfer ganz nah (Copyright Karsten Birk)
Copyright Karsten Birk

Ziel ist es, dabei ein bundesweites Schutzkonzept zu erarbeiten und dem seit Jahrzehnten andauernden Rückgang der Bestände entgegenzuwirken. Dabei ist das Herausfinden an möglichen Ursachen wichtig, die bereits dafür gesorgt haben, dass auch andere Arten mittlerweile als bedroht gelten. Von Krankheiten über den Klimawandel bis hin zur genetischen Verarmung kann es ganz unterschiedliche Gründe geben, warum eine Art sich nicht mehr wie gewohnt fortpflanzt und mehr und mehr aus ihrer ursprünglichen Heimat verschwindet.

Um hier interessante und vor allem hilfreiche Erkenntnis zu erlangen, kannst du zusammen mit anderen Naturschützern und Wissenschaftlern beispielsweise die Nahrung der Gartenschläfer analysieren. Zudem sollen tot aufgefundene Tiere genauer untersucht werden. Darüber hinaus möchte man mehr über die Wanderbewegungen der Tiere erfahren und sich detaillierter mit ihrem räumlichen Verhalten auseinandersetzen. Und das ist noch nicht alles. Ein weiterer wichtiger Schritt kann es sein, eine bundesweite Gendatenbank für den Gartenschläfer ins Leben zu rufen. Hierfür sind ehrenamtliche Helfer gefragt, die Haarproben sammeln. Mit diesen soll dann eine Erbgutanalyse erstellt werden.

Es kann also viel getan werden, um dafür zu sorgen, dass sich die Schlafmaus wieder rundum wohl in Deutschland fühlen kann. Zusammen mit den Maßnahmen, die jeder Einzelne ergreifen kann, besteht also noch Hoffnung, dass ein wichtiger Schritt in Richtung des Schutzes der süßen Gartenschläfer getan wird.

Interessant: Beim Gartenschläfer handelt es sich um eine sogenannte „deutsche Verantwortungsart“. Das bedeutet, dass ein hoher Anteil der Weltpopulation insgesamt in Deutschland zu finden ist. Daher steht Deutschland auch in der Pflicht, die Art zu schützen und zu ihrem Erhalt beizutragen.

Gartenschläfer-Fotos in diesem Artikel

Die Fotos der Gartenschläfer in diesem Beitrag sind allesamt von Karsten Birk. In seinem Garten tummelt sich eine kleine Familie, die regelmäßig auf Futtersuche unterwegs ist und sich – erfreulicherweise – fotografieren lässt.

Ein großes Dankeschön an Karsten für diese Bilder.

Gartenschläfer in deiner Nähe?

Welche Tipps hast du, um den Gartenschläfern zu helfen? Ich freue mich auf dein Feedback als Kommentar.

Teilen macht Freu(n)de:

Dieser Beitrag hat 2 Kommentare

  1. Olaf

    Hallo,
    danke für den sehr informativen Artikel. Ich möchte nur kurz dem Fotografen meinen Glückwunsch (und Respekt) zollen, die Bilder sind wirklich unglaublich toll und hervorragend. So oft ist der Gartenschläfer wirklich nicht zu finden.
    Alles Gute weiterhin!

    1. Hubert

      Hallo Olaf,
      danke fürs Feedback, ich werde das an Karsten weiterleiten.
      Viele Grüße

Schreibe einen Kommentar